
Was starke Marken heute wirklich brauchen
Vor ein paar Monaten sagte ein CMO in einem Gespräch einen Satz, der hängen blieb:
„Wir sind zu nah dran, um noch klar zu sehen.“
Er sprach über sein Inhouse-Team – hochkompetent, schnell, eng mit der Marke verwoben. Aber genau diese Nähe war zur Herausforderung geworden. Nicht, weil das Team schlecht war. Im Gegenteil. Sondern weil es im Tagesgeschäft keinen Raum mehr für Perspektivwechsel gab. Und damit begann eine Reise – weg vom Autopiloten, hin zu mehr Bewusstsein für das, was eine Marke heute ausmacht.
Die stille Lücke im Marketing: 95 % unbeachtet
Viele Unternehmen investieren enorme Ressourcen in Kampagnen, Performance, Tools. Aber sie richten ihren Blick oft nur auf jene 5 % der Zielgruppe, die gerade konkret auf der Suche sind.
Was dabei verloren geht? Die anderen 95 % – die Menschen, die sich (noch) nicht bewusst mit einem Angebot beschäftigen, aber offen sind für Identität, Haltung, Substanz.
Branding wirkt hier. Leise, aber nachhaltig.
Es baut Beziehung auf, bevor ein Bedürfnis entsteht. Es sorgt dafür, dass eine Marke präsent ist, wenn der Moment kommt.
Marketing & Branding – kein „Entweder-oder“. Sondern ein dynamisches Duo.
Lange waren die Rollen klar verteilt: Branding formt die Identität. Marketing orchestriert den Marktauftritt.
Heute reicht diese Trennung nicht mehr. Marken brauchen beides: Langfristigen Aufbau UND kurzfristige Aktivierung. Strategische Klarheit UND kreative Relevanz. Nähe zur Organisation UND Abstand zum eigenen Tunnelblick.
Das funktioniert nur, wenn beide Disziplinen zusammenspielen – und wenn Raum für Reflexion bleibt.
Inhouse: Nähe ist wertvoll. Aber auch begrenzend.
Inhouse-Strukturen bringen viele Vorteile – schnelle Prozesse, gute Abstimmung, tiefes Markenwissen. Aber je stärker der Fokus nach innen geht, desto leichter verliert man den Blick für das, was von aussen sichtbar und spürbar ist. Frische Perspektiven helfen hier – nicht als Kritik, sondern als Katalysator. Sie bringen Reibung, die wichtig ist. Fragen, die unbequem sind. Und Impulse, die Marken neu ausrichten können.
Marke entsteht nicht im Vorbeigehen.
Starke Marken sind kein Zufallsprodukt. Sie sind das Ergebnis bewusster Entscheidungen – immer wieder neu. Nicht im Tagesgeschäft. Nicht im Optimierungsmodus. Sondern da, wo man innehält und fragt:
Sind wir noch relevant – oder einfach nur effizient?
Was jetzt zählt: Klarheit, Charakter und der Mut zum Perspektivwechsel.
Denn Märkte werden lauter. Zielgruppen anspruchsvoller. Und wer jetzt nicht nur reagiert, sondern gestaltet, schafft Marken mit Substanz. Marken, die nicht nur verkaufen, sondern verbinden.
Ein Impuls zum Schluss:
Vielleicht ist jetzt der Moment, sich wieder mit etwas Abstand der eigenen Marke zu nähern. Nicht, um alles neu zu machen. Sondern um wieder klar zu sehen, was wirklich zählt.
Ihr defacto Team
Autorin: Silke Egle
Partnerin defacto|ci
Strategie, Markenentwicklung, Markenerlebnisse & Design